El Chalten: Mount Fitz Roy

El Chalten, 19.1. – 25.1.2013

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Wochen des Kontrastes: Nach dem Luxus unseres Lebens auf dem Antarktis-Kreuzer wollten wir von nun an unserem Budget angemessen reisen. Dazu kommt noch, dass Patagonien erstens Schweineteuer ist, zweitens die Antarktis ein kleines Loch in unsere Reisekasse gerissen hat.

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Wie gut, dass wir jung, anpassungsfähig und uns für nichts zu schade sind. Für el Chalten haben wir uns eine Couchsurfing Möglichkeit organisiert. Unseren Spanishkenntnissen zum Trotz, kam es jedoch zu dem Missverständnis, dass wir dachten, Florencia hätte im Garten ihres Hauses ein Zelt stehen in dem wir schlafen könnte, während sie meinte, wenn wir ein Zelt haben, könnten wir es gerne in ihrem Garten aufstellen. Wir hatten keins. Ausserdem, war der Garten schon mit 5 Zelten anderer Hippies weit über der Kapazitäsgrenze. Wir wurden jedoch herzlichst aufgenommen, mit gegrilltem Lamm a la Patagonia, und einer 70cm Matratze auf dem dreckigen Küchenboden. Wir aßen wie Könige und schliefen wie Babys nach den anstrengenden Tagen.

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Tag 2 in authentischen, verschlafenen Hippie- Bergdorf. Die atemberaubende Kulisse des Nationalparks mit dem Bergpanorama des Fitz Roy weckte unsere Abenteuerlust. Kurzerhand den Antarktis-Parka gegen Camping Equipment eingetauscht,Verpflegung für 4 Tage Wildness eingepackt (Wurst, Brot, Käse, Kekse, Kekse, Cookies, Mate, Nudeln, Obst), die Rucksäcke geschultert und ab.

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Die Tagesmärsche bewegten sich zwischen 15 und 25 km, die 15 Kilo Zelt, Schlafsack und Essen krümmten die Haltung jedoch erheblich und bremsten unsere Agilität. Wir hatten keine Eile. 30° C und meist keine Wolken am Himmel – Tabeif im Glück, normalerweise im Sommer um die 15° C und bewölkt. Der Berg Fitz Roy hat auch den Beinamen „el Chaltén“, was soviel heisst wie „der Rauchende Berg“, weil die Spitze des 3400m steilen Granitkoloss normalerweise immer in den Wolken hängt, sodass er aufgrund seiner Form fasst wir eine senkrecht stehende Zigarre aussieht. Wir hatten 3 Tage freie Sicht ohne eine Wolke.

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Folgendermaßen sah unsere Route aus:

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Die erste Tagestour begann am Nachmittag mit einem harten Aufstieg und extrem viel Gepäck, da wir noch keine Kilo weggefressen hatten. Wir erreichten das Ziel der Laguna Torre unterhalb des spitzen Cerro Torre am frühen Abend, bauten das Zelt auf und stiegen wahrlich erleichtert noch bis zum Beginn des Gletschers und des Berges auf. Die Sonne geht spät unter und die Tage sind lang hier. Wir genossen den langen Abed mit dem letzten Lichtschein und wuschen uns den Schweiss und die Zweifel an unserem Vorhaben im eiskalten Wasser des Gletschersee ab. Die Erschöpfung liess uns dem harten Boden, der Feuchtigkeit und dem Platzmagel trotzen und wir schliefen wie Babys in dieser sternklaren Nacht.

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Tag 2: Die Sonne weckte um 6 Uhr, Sack und Pack zusammengesucht und weiter ging es. Der nächste Aufstieg wartete, die Beine und Schultern schon schwer vom Vortag, Pausen wurden frequentierter, was aber auch dem wunderschönen Weg mit Panoramablick und zwei Bergseen geschuldet sein könnte. Schliesslich Mittags am nächsten Schlafdomizil angekommen und eingecheckt (Zelt aufgebaut). Erholt vom Mittagessen, dachten wir, wir wagen uns noch an einen kleinen Aufstieg zum „Lago Sucio“ – beschrieben als „spectacular oasis right under the mountains“. Das hatte uns als Beschreibung gereicht – doch wie so oft, man muss auch das kleingedruckte lesen. Der Pfad eigentlich nur über das Flussbeet begehbar, bei niedrigem Wasserstand. Es war hoher Wasserstand. Es gab keinen Weg. Wir kletterten über 2 Stunden lang zwischen Mannshohen Granit- und Geröllblöcken umher, durchstreiften stachelige Wäldern und mussten uns schliesslich doch geschlagen geben. Laguna Sucia haben wir nie ganz erreicht….

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Tag 3: Nicht die Sonne weckte uns, sondern der Wecker klingelte um 4:15. Schnell einen Schlafsack eingepackt, Jacken angezogen, Stirnlampen aufgesetzt und uns auf einen steilen Aufstieg zum „Lago de los tres“ gemacht. Das Ziel war bei Sonnenaufgang den Gipfel am Fusse des Fitz Roy erreicht zu haben. Im Stockdunkeln stolperten wir die erste halbe Stunde von Stufe über Stein, bis es langsam dämmerte und die Wege im Ganzen sichtbar wurden. Es fing an zu regnen, einige kehrten um. Wir gingen weiter in der Hoffnung, dass der Regen aufhört, die Wolken aufreissen, und der Ausblick der Mühe wert wäre. Wir sollten fürstlich entlohnt werden. Die Sonne fand ihren Weg durch die Wolken, und der leichte Nieselregen schenkte uns einen perfekten Regenbogen genau über das Bergmassiv Fitz Roy. Wir wussten gar nicht wohin wir schauen sollten, vor uns der Sonnenaufgang, hinter uns der Regenbogen, wir dazwischen, mollig warm im Schlafsack eingepackt, den Matekrug in der Hand.

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Tabea juckte es in den Zehen, so nah dran am ersten Gipfel in Südamerika zu sein, dass sie sich schliesslich noch aufmachte den Cerro Madsen zu besteigen. Die 600 Höhenmeter am morgen hatten noch nicht gereicht. Über Geröll, Eis, und Schnee kämpfte sie sich tapfer 2 Stunden durch und erreichte das höchste Ziel das möglich war. Endlich ein Gipfel.

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Nach dem verdienten Mittagsschlaf während des einzigen Regenschauers dieser Tage und der üblichen mittäglichen Pasta-Party machten wir uns gemütlich auf zum letzten Ziel: Lago Capri. Wir waren glücklich und geflasht von dem wundervollen Tagen und hatten nun keinerlei Erwartungen mehr, da wir uns ja auch langsam von den Bergen entfernten. Wie kann man sich täuschen – das Beste kommt immer zum Schluss.

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Der Lago Capri ist eine grüne Lagune mit türkisblauen, unendlich klarem Wasser, nicht so kalt wie die Gletscherseen und daher perfekt zum Baden. Das Bergmassiv des Fitz Roy spiegelt sich im Wasser und wir verliebten uns an diesem romantischen Abend in diese Oase. Ein Gedanke, sollte man es wiederholen: Etwas am Essen sparen, dafür eine gute Flasche Wein einpacken!

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Tag 4: 12 Stunden Schlaf, die selbst mikrodünne Isomatten und Platzangst im Zelt nicht trüben konnten. Frühstück am See, ein morgentliches Bad und Erkundungen der Wälder standen auf dem Plan, bevor wir auf unseren Weg Richtung Stadt aufbrachen. Wandern ging leicht, wir waren beflügelt von den Tagen und der Rucksack war aufgrund des fehlendes Gewicht des Essens und der Gewöhnung nicht mehr störend.

In der Stadt angekommen, geduscht und uns dem Campingzeug entledigt, genossen wir einige kalte und wohlverdiente Bier mit alten Antarktisbekanntschaften bei einem fabulosen Sonnenuntergang.

DSC02219 Letzter Tag „El Chalten“: Da wir noch einen Tag auf die nächste Busverbindung warten mussten und auch neugierig waren, wie sich das Wandern wohl ganz ohne Gepäck anfühlt, suchten wir uns noch eine Herausforderung. 24km, 1300 Höhenmeter und endlich der erste gemeinsame Gipfel. Oben angekommen konnte man gefühlt über ganz Patagonien blicken, von Gletscher über riesige Seen, Granitberge, Flüsse und und farbenfrohe Täler.

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El Chaltén – it was a blast!

Wir kommen gerne wieder.

Entschuldigt den Kitsch.

P.S.: Uta (Mama), ein Ort, gemacht für dich!


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Kommentare

2 Antworten zu „El Chalten: Mount Fitz Roy“

  1. Avatar von G.I.Joe
    G.I.Joe

    geile Nummer!

  2. Avatar von Uta

    Ach Tabse, Du hast so Recht. Ich wuerde sogar den Dicken hier mit herauf schleppen. Das kommt ja fast an die Dolomiten heran. Oder den lykischen Hoehenweg (Tuerkei). Deine Jakobsweg-Pilgerin

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